• 4. BIERVERKOSTUNG USA 06.04.17

    „Craft“ bedeutet handwerklich gebrautes Bier in kleineren Brauereien abseits des Reinheitsgebotes.

    In den 70er Jahren begann die Craftbierrevolution in England und erst in den 80er Jahren kam es auch in den USA an, da erst 1978 das Hausbrauverbot durch den neuen US- Präsidenten Jimmy Carter aufgehoben wurde. Dadurch entstanden neben den großen Brauereien die sogenannten „Microbrewerys“. 1973 zählte man noch 122 Brauereien und 2017 um die 7.000 Brauereien, welche 10% Marktanteil der gesamten US-Brauereien ausmachen. Alle 16 Stunden entsteht eine Neue.

    Die Gründungsgeschichte geht in das Jahr 1620 zurück, als den damaligen Pilgervätern aus England an Bord der „Mayflower“(Schiff) das Bier ausging und sie dann bei Plymouth Rock (Massachusetts) an Land gehen mussten, da das Trinkwasser zur damaligen Zeit nicht bakterienfrei war.

    Später (1920 – 1933) sorgte die Prohibition für ein extremes Brauereisterben und anspruchsvolle Bierrezepturen gerieten abhanden. Erst 1978 gab es wieder eine Wende in der Biergeschichte der USA, einerseits durch die Abschaffung des obengenannten Hausbrauverbots, anderseits konnte man zu dieser Zeit zu relativ günstigen Preisen von den USA nach Europa fliegen. Viele Heimkehrer berichteten von den verschiedensten Typologien aus Belgien, England und Deutschland. Zudem fanden die Bewohner der USA deren Industriebiere zu dieser Zeit als fad und intelligenter weise lernten sie von den Fehlern der europäischen Brauer. Somit entstanden neue und innovative Kreationen.

    Einige Zahlen sollen dies verdeutlichen:
    1994=537 Brauereien, 2012=2.300 Brauereien, 2017= 7.200 Brauereien
    Als Craftbeer Brewery darf in den USA jene Brauerei dazugezählt werden die eine maximale Menge von 7 Mio. hl/Jahr (= Menge von Warsteiner, Paulaner und Radebergergruppe zusammen) produziert. In Europa hingegen ist es 200.000 hl/Jahr um als Craftbierbrauerei eingestuft zu werden.
    Beispiel: größte Craftbeer-Brauerei Südtirols Batzen Bräu in Bozen braut ca. 3.000 hl/Jahr.
    In den 90er Jahren entstanden dann zudem noch die sogenannten „Hop Heads“ (Hopfennerds). Das waren und sind immer noch Hopfenliebhaber. Je mehr Hopfenbeigabe sprich bitterer ein Bier, desto besser.
    Der Braukonzern Anheuser Busch (AB-Inbev) mit den Biermarken Budweiser, Leffe, Corona, Busch, Beck’s u.v.m. wurde 1870 in St. Louis in Missouri von Eberhard Anheuser und seinem Schwiegersohn Adolphus Busch (gebürtige Deutsche) gegründet und ist zusammen mit der Brauerei SABMiller Marktführer in den USA (2016 fusioniert).

    Zu den bekannteren Herstellern zählt auch die „Anchor Brewery“ in San Francisco. Diese stellt ein Lager (untergärig namens Steam Beer auch California Common Beer) her, wobei es bei 16° C vergoren wird (üblich bei 5-9° C) um die Fruchtigkeit sprich Fruchtestern zu fördern.

    Im Jahr 1975 entstand dann das erste „American Pale Ale = APA“ das von Fritz Maytag in der „Anchor Brewery“ gebraut wurde. Das helle, mit dem amerikanischen Aromahopfen Cascade gebraute Bier war zunächst ein Sondersud zur Feier des Beginns der amerikanischen Befreiungskriege 200 Jahre zuvor, und kam somit erst 1983 als reguläres Bier auf den Markt. Heute wird dieser Bierstil als kleiner Bruder des IPA bezeichnet.

    Die amerikanische Brewer Association zählt heute 100 verschiedene Bierarten in den USA.
    Zudem beschäftigen die „Craftbrewerys“ heute 100.000 Jobs. 1 Amerikaner wohnt ca. 16 km (10 Meilen) von einer Brauerei entfernt. Der Export beträgt heute ca. 100 Millionen Dollar (seit 2011 einen Zuwachs von 72%)

    Zu den bekanntesten Brauereien zählen wir Sierra Nevada (Pale Ale), Brooklyn Brewery (Sorachi Ace=Saison), Samuel Adams (Rebel=IPA), Dogfisch head (Tripel), New Belgium (Ranger= IPA), Stone (Coffee Milk Stout) und Rogue (Hazelnut Brown Ale).
    Der US- amerikanische Trend ist alte europäische Bierstile wie zum Berliner Weiße, Gose oder Sticke wieder neu aufleben zu lassen

    Auch Dry Hopping wird in den USA vermehrt genutzt. Unter diesen Fachbegriff verstehen wir die Hopfenbeigabe im Kaltbereich das bedeutet während der Hauptgärung. Normalerweise wird der Hopfen nur während des Würzekochens hinzugefügt um die Haltbarkeit und die Schaumstabilität des Bieres zu wahren. Beim Dry Hopping hingegen kommt Hopfen in größeren Mengen zum Einsatz um dem Bier volles Hopfenaroma, sowie hohe und runde Bitterkeit zu verleihen. In der Regel werden dabei bekannte US-Aromahopfen wie Amarillo, Cascade, Mosaic, Citra, Centennial um nur einige zu nennen verwendet

    Bekanntestes Hopfenanbaugebiet der USA ist Yakima Valley (Washington State), dem zweitgrößten Hopfenanbaugebiet der Welt (größte mit ca. 20.000 ha Hallertau – Deutschland). Knapp 3/4 des gesamten amerikanischen Hopfens werden in dieser Halbwüste angebaut. Yakima steht für Flavour Hops sprich Aromahopfen. Das Tal ist in den letzten Jahren zu einem Hotspot der Craft Beer Welt geworden, zum world-capital of Lupulin.

    Verkostete Biere

    Anchor Steam: 4,8% vol., Bierstil: Lagerbier Farbe: Bernsteinfarben
    Eine Mischung aus hellem und Karamellmalz/ IBU: 35 (Bittereinheiten) Gärung mit untergäriger Hefe bei wärmeren Ale-Temperaturen in flachen, offenen Gärbehälter, sanfte Karbonisierung(Zuckerbeigabe). Dieses Bier hat seinen ungewöhnlichen Namen aus dem 19. Jahrhundert, als „Dampf“ ein Spitzname war für Biere an der amerikanischen Westküste, die unter einfachen Bedingungen und ohne Eis gebraut wurden. Anstelle von Eis kühlte die neblige Nachtluft natürlich das Bier, wobei Dampf aus den warmen, offenen Pfannen stieg.

    Saranac Pumpkin: 5,3% vol., Bierstil: Spiced Fruit Ale (Ale mit Gewürzen)/ Farbe: Bernstein /Malze: Pale Crystal, Vienna (Wiener Malz), Flaked Oats (Haferflocken), Victory (Biscuit Malz)/ IBU: 15 (Bittereinheiten)/ Zusätze: Kürbis (10%), Zimt, Piment (Nelkenpfeffer) und Ingwer.

    Abita Purple Haze: 4,2% vol., Bierstil: untergäriges Spezialbier/ Farbe: Violett/ Malze: Pilsner und Weizen/ Hopfen: Vanguard/ IBU: 13 (Bittereinheiten)/ Zusätze: Himbeeren nach der Filtration

    Flying Dog Easy IPA: 4,7% vol., Bierstil: IPA (Indian Pale Ale)/ Farbe: goldgelb/ Malze: Pale Ale, Pilsner und Biscuit Malze/ IBU: 50 (Bittereinheiten) Im Aroma dominieren Noten von Zitrone, Pfirsich und Grapefruit. Der Geschmack ist sehr fruchtig und bitter.

    Anchor Liberty Ale: 5,9% vol., Bierstil: APA (American Pale Ale)/ Hopfen: Cascade/ IBU: 47 (Bittereinheiten) erstes APA mit “Dry Hopping”

     Aviator Rye Ale: 6,5% vol., Bierstil: Pale Ale/ Malze: Pale Ale, Roggenmalze/ Hopfen: Columbus, Cascade/ IBU: 148 (Bittereinheiten)

    Stone Cali-Belgique: 6,9% vol., Bierstil: IPA (Indian Pale Ale)/ Farbe: goldgelb/ Hopfen: Magnum (Bitterhopfen), Centennial, Chinook/ IBU: 77 (Bittereinheiten) Dieses Bier wird mit einem belgischen Hefestamm produziert und verleiht ihm eine würzige und bananige Note.

    Black Diamond Fracas: 7,9% vol., Bierstil: Red Ale/ Farbe: rubinrot, Kupferfarben/ Hopfen: Chinook, Simcoe, Apollo und El Dorado/ IBU: 70 (Bittereinheiten)