• Belgien

    Belgisches Bier hatte seinen Ursprung bereits vor dem Mittelalter und gehört zu den sortenreichsten der Welt. Besonders wichtig war für die Entstehung der belgischen Sortenvielfalt das „Vandervelde“- Gesetz von 1919, das erst 1983 wieder aufgehoben wurde. Dabei wurde der Verkauf von Spirituosen in den Lokalen verboten und die Nachfrage nach einem Bier mit höherem Alkoholgehalt stieg.

    Die meisten Biere in Belgien finden wir nur in Flaschen vor, da viele Biere auch noch eine zweite Gärung in der Flasche vollbringen. Eine Besonderheit der belgischen Bierkultur ist das jeweilige Glas zum Bier. In den sogenannten Cafés, werden oft bis zu 50 Sorten in mehr als 50 verschiedenen Biergläsern ausgeschenkt.

    Neben dem Hopfen zur Konservierung und Aromatisierung, werden in Belgien gerne weitere Zutaten beigemischt, wie etwa Orangen, Ginseng, Ingwer, Safran, einheimischer Holunder, Wacholderbeeren und sogar Chili.

    Im November 2016 wurde belgisches Bier zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

    Witbier

    Ähnlich einem Weizenbier, schmeckt fruchtig, erfrischend, aber auch leicht herb. Diese hellen und sommerlichen Biere werden zu gleichen Teilen aus Rohweizen und gemälzter Gerste hergestellt. Gewürzt wird mit Koriandersamen und Schalen von Bitterorangen.
    Früher war die Stadt Hoegaarden in Flämisch-Brabant einst berühmt für ihre Witbiere, bis sich in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts das helle Lagerbier durchsetzte. Zehn Jahre später erschuf der junge Brauer Pierre Celis sich einen neuen und jungen Kundenkreis mit Witbier auf. Heute wird in Belgien fast wieder überall Witbier gebraut, das sich an dem Original von Celis orientiert. Bekannte Witbiere sind La Binchoise Blanche, Hoegaarden, Brugse Witte und Steendonk.

    Lambic-Biere

    Zur Herstellung werden Schrot aus einem Drittel Rohweizen und der Rest aus gemälzter Gerste hergestellt. Ein wenig Hopfen dient der Haltbarkeit, wird aber so gering wie möglich gehalten, da die Bitterkeit zu diesen Bieren nicht passen würde. Nach dem Brauvorgang, wird der Sud in großen offenen Becken stehen gelassen. Dabei werden alle Fenster geöffnet, damit die wilde Hefe sich während  des Prozesses des Abkühlens auf die Oberfläche des Brausudes setzen kann. In einigen Brauereien leben Hefepilze an Holzwänden und in den Fässern, die sowohl für die Gärung als auch für die Reifung benutzt werden. So dauert die Gärung bei Lambic-Bieren bis zu drei Jahren im Gegensatz zu wenigen Tagen bei anderen Biersorten.

    Belgische Fruchtbiere

    Meist wird die Frucht oder das Fruchtkonzentrat in einer zweiten Gärung dem Brauprozess beigefügt. So entstehen natürliche Fruchtaromen, die natürliche und echte Geschmacknuancen im Bier abgibt. Die Auswahl an Fruchtbieren reicht von Apfel, Pfirsich, Mango, Himbeere, Kirsche (Kriek: mit Sauerkirschen („Schaarbeek“) vergoren) bis zur Grapefruit. Die Basis dieser Fruchtbiere ist oft ein Lambicbier, das durch seine natürliche Säure zu einen sehr erfrischenden und oft leichtem Bier wird. Bekannte Brauereien: Lindemans und Liefmans.

    Gueuze (Sauerbier)

    Gueuze ist ein Verschnitt aus Lambic-Bieren unterschiedlicher Jahrgänge, der in Flaschen abgefüllt wird. Die jüngeren Biere haben noch gärfähigen Zucker, während die älteren bereits komplexe Hefekulturen ausgebildet haben, die für eine Nachgärung in der Flasche sorgen.  Die feinperlige Struktur der Kohlensäurebildung und der komplexe Geschmack hat Gueuze auch den Beinahmen Brüsseler Champagner eingebracht. Viele Lambic-Brauer stellen sowohl gesüsste, mildere Sorten her, als auch Sorten, die nach traditioneller Art gebraut werden. Die traditionelle Version wird auf dem Etikett mit „Oud“ oder „Vieux“ bezeichnet. Bekannte Brauereien: Cantillon, Boon, Drie Fonteinen und Lindemans.

    Faro

    Faro ist eine alte, rötliche Biersorte, die vor allem in Brüssel sehr beliebt ist. Zur Herstellung von Faro werden mehrere Lambics verschnitten, anschließend wird dem Bier Gewürze wie Pfeffer, Orangenschale und Koriander sowie Kandiszucker zugegeben und es wird in Flaschen für eine zweite Gärung abgefüllt. Beispiele: Lindemans und Liefmans.

    Belgische Saisonbiere

    Bières de saison liegen wieder voll im Trend, nach dem sie vor circa 30 Jahren fast eingestellt worden waren. Sie sind ursprünglich Sommerbiere und waren für die Feldarbeiter (Bauern) der wallonischen Provinz Hainaut gedacht. Diese wurden damals sehr leicht eingebraut und wurden nur aus dem Grund getrunken, da das Wasser vielfach verseucht war. Vielfach wurden diese Biere mit Zucker versetzt. Heute stellen ungefähr zehn belgische Brauereien Saisonbiere her. Sie haben einen höheren Alkoholgehalt, sind hopfenbetont und gären in der Flasche nach. Sie sind sehr spritzig und werden oft auch mit Gewürzen und Orangenschalen hinzugegeben. Sie zeigen ein breites Bouquet aus Kräutern und Früchten und haben einen runden Abgang. Bekannte Produzenten: Cantillon, Blaugies, Dupont.

    Belgian Blond

    Helle Biere ab 6,5% Vol Alkohol, die meist mild, leicht würzige und auch fruchtig sind werden in Belgien als Blond bezeichnet. Sie sind leicht trinkbar und süffig. Bekannte Hersteller: Leffe, La Trappe.

    Belgian Strong Blond Ale

    Helles Bier mit hohem Alkoholgehalt von oft über 8 Vol-%. Zu den bekanntesten Marken gehören Duvel, Delirium Tremens, Ciney Blonde und Brigand.

    Belgisches Rot (Flanders Red Ale)

    Diese rötlich-braunen Biere, die vorrangig in flandrischen Städten gebraut werden, sind erfrischend, herb, fruchtig und säuerlich. Die Verwendung von Wiener Malz erzeugt die leuchtend rote Farbe. Der herbe Geschmack entsteht während der langen, manchmal mehr als zwei Jahre dauernden Reifezeit in Holzfässern. Die 2 wichtigsten Produzenten Brouwerij Verhaeghe (Duchesse de Bourgogne)und Rodenbach

    Belgisches Braun (Brown Ale)

    Diese dunkleren Biere sind zumeist milder im Geschmack als die roten Biere. Sie werden hauptsächlich in der Gegend von Oudenaarde südlich von Gent produziert.

    Belgische Trappistenbiere

    In Belgien gibt es sechs von zwölf Trappistenklöstern weltweit, die auf traditionelle Weise Bier brauen. Früher brauten die Trappistenmönche dunkle Ales in drei verschiedenen Stärken. Das Getreide wurde dreimal gemaischt, was zu einem starken, einem weniger starken und einem leichten Ale führte. Dies wird heute ebenso für die hellen, „blonden“ Biere angewendet. Das stärkste Ale wird als „Triple“ bezeichnet. Es gärt in der Flasche nach und hat einen ausgeprägten Charakter. Zugefügter Zucker macht die Biere schlank und süffig. Fast alle Trappistenbiere sind obergärig gebraut.

    Dubbels und Tripels und Quadrupels

    In Belgien wird dieselbe Maische dreimal neu mit Wasser angesetzt. Beim ersten Mal entsteht das stärkste Bier – dreimal so stark, wie das aus dem letzten Maischevorgang, also Triple-Bier. Bei dem zweiten Durchgang bekommt man das Double-Bier.  Besonders stark werden die Quadruppel Biere, die als die stärksten Biere der Welt gelten. Brauereien: La Trappe, Westmalle, Bosteels Brewery, St. Bernardus, Rochefort, Chimay.

    Belgische Abteibiere

    Diese Biere werden in belgischen Klöstern als obergärige Biere nach traditionellen Verfahren und mit ursprünlichen Rezepten hergestellt. Man findet circa 70 Abteibiermarken. Die Namen werden dabei von der Gemeinde, dem Kloster, Heiligen oder Reliquien abgeleitet. Die Abtei schenkt dem Bier seinen Namen und manchmal wird das Abteibier mittlerweile auch von neuen Eigentümern mit derselben Rezeptur unabhängig von dessen Ursprung weitergebraut. Bekannte Abteibiere sind Leffe, Grimbergen, Tripel Karmeliet, Maredsous, Watou, Saint-Feuillien, Floreffeund Val-Dieu.

    Bière de Champagne / Bière Brut

    Sogenanntes Champagner-Bier ist eine relativ neue Biersorte. Die Biere reifen längere Zeit in Fässern. Dann werden sie in Flaschen abgefüllt und nach der Methode Champenoise gelagert. Beispiele sind Malheur Bière Brut und DeuS. Dieses Bier wird zunehmend auch in anderen Ländern hergestellt und als Premium-Bier insbesondere in der gehobenen Gastronomie beachtet. Beispiele sind Malheur Bière Brut und DeuS.

    Barley Wine

    Ein Barley Wine ist ein relativ schweres Bier, was an dem hohen Alkoholgehalt (8-12% Vol.) bzw. dem hohen Stammwürzegehalt (oftmals über 20 Prozent) liegt. Ein Barley Wine eignet sich hervorragend zum langen Lagern. Hohe Bittereinheiten von über 90 IBU sind keine Seltenheit und definieren eine gewisse Sperrigkeit im Trunk. Barley Wine wurde schon im England des 18. Jahrhundert gebraut. Allerdings war das eine Zeit, in der sich die Menschen der britischen Oberschicht am meisten an Wein erfreut haben, der damals als reiner angesehen wurde als bloßes Wasser. Aufgrund dieser Liebe zum Wein wurde versucht, dem Bier die Seele eines Weines zu verleihen. Amerikanische Barley Wines sind in der Regel stärker gehopft und etwas bitterer als britische, wobei alle Varianten einen relativ süßen Antrunk aufweisen. Bekannte Brauereien: Thomas Hardy, Mikkeller (Dänemark).